„DIE MASSNAHME“ ist das erste gemeinsame Meisterwerk Bertolt Brechts und Hanns Eislers. Seit den
durch sie initiierten Aufführungen um 1930 ist das Lehrstück nicht wieder mit einem Chor von 300 SängerInnen auf die
Bühne gebracht worden. Bertolt Brecht nannte „Die Maßnahme“ kurz vor seinem Tod sein Modell für ein Theater der
Zukunft. Erarbeitet wird die erste Wiederaufführung mit einem Chor von 300 SängerInnen.
In Anlehnung an Eisler und Brecht wird zum ersten Mal seit 1930 wieder eine soziokulturelle Ebene
einbezogen. Es singen 10 Berliner Chöre und ein Gebärdenchor. Während in der Uraufführung 1930 drei Berliner
Arbeiterchöre sangen, wird der aktuelle Chor von „Die Maßnahme“ einen Querschnitt der Gesellschaft heute bilden.
„Die Maßnahme“ wird als Dispositiv der Auseinandersetzung zur Verfügung gestellt. Die Fragen des
Lehrstücks sind zeitlos: warum sind wir zusammen und wie, wie steht das Individuum in der Gesellschaft, was kann für
den Aufbau einer gerechten Gesellschaft getan werden. Ein Schwerpunkt liegt auf der Auseinandersetzung mit und
Forschung nach dem Verhältnis von Subjekt und Gesellschaft. Letztendlich geht es darum „nach einer besseren
Möglichkeit“ zu fragen. (Die Maßnahme, Kap.8)
An „Die Maßnahme“ sind neben den Chören drei professionelle und drei Laien-DarstellerInnen,
ein Kind, eine Solistin und zehn OrchestermusikerInnen beteiligt. Kurz vor der Aufführung werden alle Mitwirkenden
zusammengeführt. So werden die Voraussetzungen für die einmalige Konfrontation aller am Aufführungsabend Anwesenden
mit den heute durch „Die Maßnahme“ gestellten Fragen geschaffen.
Die Wiederaufführung 2016 wird im Kammermusiksaal der Philharmonie stattfinden. Die Uraufführung
1930 fand in der ehemaligen Berliner Philharmonie statt.
Die Initiative „Die Maßnahme“ besteht hauptverantwortlich aus Marcus Crome (Musikalische Leitung),
Fabiane Kemmann (Projektleitung, Szenische Leitung), Barbara Nicolier (Künstlerische Begleitung). Pate der Arbeit
ist Jean Ziegler. Die Arbeit wird von der Rosa Luxemburg Stiftung und dem Brecht- und Friedensforscher Reiner
Steinweg gefördert und inhaltlich begleitet. Das Singen der Arbeiterlieder ist seit 2014 ins bundesweite Verzeichnis
des immateriellen Kulturerbes der Deutschen UNESCO-Kommission aufgenommen: „Sie sind über weite Strecken der
deutschen Geschichte verboten und unterdrückt worden.“„Das Singen der Lieder der deutschen Arbeiterbewegung bietet
ein hervorragendes Beispiel dafür, wie Volkskultur in Deutschland immer wieder aus fortschrittlichen und
demokratischen Ansätzen heraus neu gestaltet und interpretiert wurde.“ (Deutsche UNESCO-Kommission e.V.)
„Die Maßnahme“ ist eine künstlerische Weiterentwicklung der Lieder der Arbeitersängerbewegung.
Aufführungen der „Maßnahme“ sind notwendig weil nur in ihnen, in der Einheit von Bühne, Schauspiel
und Musik das komplexe Kunstwerk wieder erkennbar wird. Zwei Prototypen wurden 2014/15 realisiert. Ihre Auswertung
auf künstlerischer, dramaturgischer, gesellschaftlicher, politischer und ökonomischer Ebene hat eine solide Basis
für die Wiederaufführung von „Die Maßnahme“ mit 300 SängerInnen geschaffen. Was mit dem Meisterwerk heute zu lernen
ist, werden der Arbeitsprozess und die Aufführung von „Die Maßnahme“ zeigen.
Quelle:
WORDPRESS