Produktionen seit 1992 - 2007

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Die Nashörner

von E. Ionesco.




"Die Nashörner" erzählt die Geschichte des "kleinen Mannes" Behringer der Mensch bleibt, während sich alle anderen in Nashörner verwandeln.
Was auf den ersten Blick wie eine ulkige, kleine Geschichte wirkt, ist in Wirklichkeit ein äußerst vielschichtiges und komplexes Drama; ein Gleichnis, das die Unmenschlichkeit der Gesellschaft entblößt.
Das Stück wimmelt nur so vor Anspielungen gegen eine bornierte, unehrliche, aggressive und selbstgerechte Gesellschaft und ist ein direkter Angriff auf die Empfindlichkeit der Massen für Schlagwörter und gebrauchsfertige Denkmodelle. "Rhinozeritis" ist dabei der letzte Schrei, der neueste Trend in einer nicht abreißenden Reihe von immer absurder werdenden Phantomidealen.
Das Stück ist so gesehen die ziemlich genaue Beschreibung der Entstehung einer Massenpsychose und liefert somit viele Interpretationsmöglichkeiten, denn "Rhinozeritis" ist nicht nur eine Krankheit, die die Anhänger totalitärer Ideologien der Rechten oder der Linken überkommt, sie verkörpert den Hang zum Konformismus überhaupt.
Zudem bringt das Stück aber auch die Angst und Verzweiflung eines Menschen zum Ausdruck, der sich seinen Mitmenschen nicht mehr verständlich machen kann und umgekehrt von seinen Mitmenschen auch nicht mehr verstanden wird.
Es erzählt die Geschichte eines Menschen, der unfähig ist, so zu funktionieren, wie die Gesellschaft es eigentlich vorsieht. Er ist unfähig ein Nashorn zu werden.
Wir werden Zeugen der Qualen, die einer erleidet, wenn er sich plötzlich in einer absurden, willkürlichen Welt befindet, die zugleich wirklich und unverständlich ist. Er ist eingekreist zwischen real und irreal und kann die dazwischen liegende Trennwand nicht durchbrechen. Ist er verrückt oder sind es die anderen? Was ist eigentlich normal in einer Welt, in der alle Nashörner sind?
Zu Beginn des Stücks gehört Behringer allerdings selbst noch zu den so genannten "Normalen". Sein Leben ist eingereiht in die Konformität der Gesellschaft. Er ist der typische Mitläufer, der zu bequem ist selber zu denken. Er versteckt sich hinter den Ideologien und Philosophien anderer Leute; doch in dem Maße, in dem sich die Gesellschaft mehr und mehr in Nashörner verwandelt wird er mehr und mehr dazu gezwungen eigenständig zu denken. Er beginnt aufzuwachen. Während die Gesellschaft ihr Bewusstsein mehr und mehr verliert, wird seins immer größer. Am Ende des Stücks erkennt er, dass er ein Mensch ist. Trotzig brüllt er ins Publikum: "Ich bin ein Mensch! Und ich werde es bleiben, bis zum Ende." Er ist sich seiner selbst bewusst geworden. Behringer durchlebt eine geistige Verwandlung, die in genauem Gegensatz zu der Verwandlung der Gesellschaft in wilde Tiere steht.
Durch den Verlust von Bewusstsein wird die Wichtigkeit von Bewusstsein deutlich.
Ionesco zeigt uns wie es zu einem kollektiven Delirium kommt, wie aber eine bestimmte Wahrheit in einem individuellen Gewissen intakt bewahrt werden kann. Behringer ist ehrlich geblieben. Er hat sich nicht in die Reihe der Drückeberger und Verräter gestellt. Das macht ihn kostbar. Behringer besitzt am Ende des Stücks eine Würde, die er vorher nicht hatte. Jene Würde, die aus Bewusstsein erwächst.
So wird auf den zweiten Blick deutlich, dass das Stück nicht nur die Verwandlung von Menschen in Nashörner beschreibt, sondern umgekehrt auch die Verwandlung eines Nashorns zu einem Menschen. Was aus ihm werden wird, weiß man nicht. Kommt er in die Psychiatrie, landet er auf der Straße oder verwandeln sich die Nashörner eines Tages wieder in Menschen?
In diesem Sinne behandeln "Die Nashörner" eine Thematik, die den RATTEN 07 schon immer sehr am Herzen gelegen hat: Menschen in auswegslosen Situationen. Menschen auf der Suche nach mehr Menschlichkeit. Menschen auf der Suche nach ihrem Platz in der Gesellschaft.

Regie; Bühne; Kostüme:Christine Koestermann
Technik: David, Sascha

Gespielt von:

Anne-Ly, Bonni, Christa, Dieter, Heinz, Ike, Jan, Jule, Manne, Peter, Rosi, Sylvie, Thommes, Timbuktu,




Mit freundlicher Unterstützung der:
Freunde der Ratten e.V.; Stadt Berlin.; RAW .

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